Die Platte mit dem OM

Als Babaji im August 2015 den Tempel in Fideris besuchte, übergab er uns eine Steinplatte, auf welche er das Symbol „OM“ geritzt hatte. Lies den Satsang von einem der Swamis vom Juni 2016 und erfahre etwas über die Geschichte der Platte und die Bedeutung von OM.

Während seinem ersten Besuch des Tempels im letzen Sommer sass Babaji während einer geraumen Zeit auf einem Felsen, der einige hundert Meter vom Tempel entfernt liegt. Er war von der Schwingung und der Energie an diesem Ort völlig verzaubert. Er erklärte uns, dass an ebendiesem Ort ein grosser Siddha (Einsiedler) während seinem Leben Moksha, Befreiung, erlangt hatte. Diese Schwingung befand sich noch immer an diesem Ort in Form grosser Gnade.

Es ist dieselbe Manifestation von Gnade, die Guru vor vielen Jahren an diesem Ort angezogen hat. Bevor Guruji jemals selber zu diesem Ort gekommen war, beschrieb er die Anordnung der Umgebung, der Gebäude, der Bäume. Dieser Felsen erschien auch in Gurus Beschreibung. Ihr könnt sehen, dass die Grundfesten für diesen Tempel schon vor langer, langer Zeit gelegt worden waren. Wir haben nichts Neues erfunden, wir knüpfen bloss an die Fäden unserer sehr langen Verbindung mit dem Göttlichen an. Als Babaji dort auf dem Felsen sass – viele von euch waren da – hatte er eine Zeitlang gesprochen und verstummte dann und ergriff einen Stein, den ich hier bei mir habe. Wir konnten nicht sehen, was er tat, weil er den Stein zu sich hin hielt und mit einem kleinen Stein, den er gefunden hatte, darauf herumritzte. Er machte das ein paar Minuten lang, und während er weiter ritzte, wurde er immer eifriger und konzentrierter und sein Ausdruck änderte sich, er wurde sehr ernst. Nach einer Weile hielt den Stein für alle sichtbar hoch. Er hatte darauf die Form von OM, von Pranava, eingraviert.

Später dann bearbeiteten wir den Stein und vertieften die Linien, die Babaji auf den Stein gezeichnet hatte, zu einem Relief, um das Bild dauerhafter zu machen. Und jetzt hat jemand die Aufgabe bekommen, die Form in Gold einzulegen. Pranava wird in Gold im Stein eingelegt sein, was sehr schön aussehen wird.

Als Babaji uns diese Tafel übergab, sagte er: „Damit einher kommt der Segen von Pranava. Das bedeutet, dass alle fünf Elemente bei der Arbeit, die wir hier tun müssen, mitwirken werden, weil sie alle der Schwingung von OM unterstellt sind“. Er sagte auch, dass, indem er mir diesen Stein in eurem und im Namen des Tempels übergab, der Segen dieses grossen Siddhas, der hier Moksha erlangt hatte, auf den Tempel übertragen wurde.

Durch eine glückliche Fügung haben wir nun die Möglichkeit, diesen Stein, der für uns sehr speziell und von grosser symbolischer Bedeutung ist, auf die Pilgerreise zum Berg Kailash mitzunehmen. Wie die verschiedenen Manifestationen des Göttlichen an sehr besonderen Orten wie Arunachala, Lourdes und Skanda Vale und anderen Orten von starker Manifestation von Gnade wird auch Kailash hier Einsitz nehmen und Teil dieses Tempels werden.

Das Symbol „OM“

Wir sind mit dem Symbol OM, dem Pranava, sehr vertraut. Aber wir haben nicht viel Zeit damit verbracht, das Symbol zu betrachten und seine Form und Bedeutung zu verstehen. Es ist ein sehr schönes Symbol. Es beschreibt euer Leben. Es beschreibt alle Erscheinungsformen des Lebens und die unterschiedlichen Formen, die die Energie des Bewusstseins annehmen kann. Dieser Bogen (Mitte, oben) steht für den Zustand des Tiefschlafes. Das ist tramloser Schlaf, in dem ihr ein Reich betretet, das jenseits des Traumzustandes liegt, das ist sehr tiefer Schlaf. Diese Linie ist mit diesem langen Bogen hier verbunden (unten), der für den Wachzustand steht. Das bezieht sich darauf, wie ihr eure wachen Stunden lebt. Dieser kleine Bogen hier hinten (rechts) steht für den Traumzustand. Die Stelle, an der sich diese verschiedenen Zustände kreuzen, kann als Manifestation des Geistes gesehen werden.

Der Geist existiert in allen drei dieser verschiedenen Zustände und wird von den Erscheinungsformen der drei Gunas reguliert. Im Zustand des Tiefschlafes werden der Geist und das Bewusstsein von den beiden Kräften Tamas und Satvas dominiert. Im Wachzustand sind die dominanten Gunas die satvischen und rajassischen. Im Traumzustand herrschen die rajassischen und tamassichen Kräfte vor. Alle drei Gunas sind stets wirksam, aber zu verschieden Zeiten dominiert eine über die anderen.

Hier seht ihr einen Bogen (oben rechts in der Ecke der Platte). Dieser Bogen steht für die Erscheinungsformen von Mahamaya. In der Bagavad Gita beschreibt der Herr Seine eigene Manifestation im Universum. Das ist Mahamaya. Er unterteilt Sich in viele verschiedene Kategorien: Fünf Sinne, fünf Elemente, drei Gunas, ein Geist und das, was wir als Mahamaya beschreiben, ist das Zusammenspiel dieser elementaren Bestandteile Gottes.

Eingekreist von der Manifestation von Mahamaya ist dieser einzelne Punkt (obere rechte Ecke), das Absolute, das verschiedentlich auch das Selbst oder Realität oder Ewigkeit oder unveränderliches ungeteiltes Bewusstsein genannt wird. Die Manifestation des Geistes in seinen verschiedenen Permutationen und seinen verschiedenen Bewusstseinszuständen steht in Bezug zur Wirklichkeit dieses Absoluten, was eurer wahren Natur entspricht.

Kehren wir zurück zur Manifestation des Geistes und seinen drei verschiedenen Zuständen von bewusster Wahrnehmung. Diese Zustände haben einen gemeinsamen Nenner. Wenn ihr träumt oder wenn ihr im Wachzustand seid, oder sogar wenn ihr in diesem Zustand des Tiefschlafes seid, ist der gemeinsame Nenner „ich bin eine Person, ich bin ein Mensch“. Das Gefühl von „ich bin eine Person“ ist in Wirklichkeit die Manifestation des Absoluten, aber wir identifizieren uns mit der Welt, und in der Folge verzehrt sich der Geist danach, das Wesen seiner eigenen Existenz zu entdecken, des Gefühls von „ich bin eine Person“. Und dieses Gefühl von sich danach sehnen, sein wirkliches Wesen zu kennen, entspricht diesem sich danach verzehren, zu diesem Zustand von unbeschreiblichem Frieden zurückzukehren. Es ist oft gar nicht hilfreich, über das Wesen des Absoluten zu reden. Es gibt viele Schriften und Texte. Es gibt eine, die mir sehr gefällt, die „Astrovaga Gita“. Es geht darin um ein Gespräch zwischen König Janaka, der Sitas Vater zu Ramas Zeit war, und einem Weisen namens Astrovaka, der diesen Namen hatte, weil er acht Krümmungen in seinem Körper hatte, er war verkrüppelt und entstellt. Das Gespräch beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Wesen des Absoluten. Wenn man es liest, bringt es etwas in einem zum Schwingen, man denkt, das willst du erleben, aber es macht einen auch sehr unzufrieden, weil man es nicht wirklich verstehen kann. Es weckt in einem diese Sehnsucht, die vom eigentlichen Leben ablenkt. Leben ist genau derselbe Vorgang wie spirituelle Entwicklung. Gott erschuf die Erscheinungsformen von Maya, damit alles Leben sein wahres Wesen entdecken kann. Auch die Sehnsucht nach Befreiung oder die Sehnsucht nach Gott ist immer noch eine Sehnsucht und somit ein Hindernis. Es ist viel nützlicher, unendlich dankbar dafür zu sein, dass man da ist, wo man sein soll. Heiligt und geniesst jeden Moment eures Lebens und lässt Gott sich um alles andere kümmern. Wir alle leben, und bis wir unseren letzten Atemzug tun, werden wir keine Gelegenheit haben, das Wesen des Absoluten wirklich zu verstehen. Eigentlich zeugt es von grosser intellektueller Arroganz zu meinen, über das Wesen Gottes reden zu können. Diese einfache, kindliche Hingabe zum Göttlichen im tiefen Bewusstsein von Liebe steht weit über dem Intellekt. Durch unser achtsames Leben erkennen wir allmählich, wie das ewige Licht von Göttlichem Bewusstsein alles durchdringt. Es durchdringt all diese verschiedenen Bewusstseinszustände und all die verschiedenen Dramen und Aktivitäten unseres Lebens als die beständige Anwesenheit von Göttlichkeit, die sich in uns als unser Selbst offenbart. Das Leben ist eine Entdeckungsreise – hängt keinen Tagträumen über erfundene Konzepte von Gott nach, während sich das Wesen Gottes in jeder Minute eures Lebens Stück für Stück in euch drin, in eurem eigenen Leben offenbart.

Ihr könnt (im Symbol OM) sehen, dass unter den drei Bewusstseinszuständen, in denen der menschliche Geist weilt, der Tiefschlaf dem Wesen des Absoluten am nächsten steht. Letzte Nacht genoss ich einen solchen Schlaf. Ich wachte auf und staunte über die Tiefe dieses Schlafes, er war tiefer als tief. Ich weiss nicht wie tief, es gibt keine Worte, die beschreiben, wie tief er war. Das ist, weil der Geist irgendwo in diesem unbeschreiblichen Gefühl von Frieden schwebte, und man den Nachklang davon spürte.

Dieses Gefühl von Verjüngung und Friedlichkeit, das ihr nach richtig tiefem Schlaf spürt, gibt euch eine Vorstellung über das absolute Wesen Gottes. Alles im Reich von Mahamaya ist der Veränderung und Umwandlung ausgesetzt. Ihr seht das Bildnis von Lord Nataraj mit seinen verschiedenen Manifestationen und verschiedenen Zuständen: Erschaffung, Erhaltung, Auflösung, Neuerschaffung. Alles im Reich von Maya durchlebt diese Umwandlung. Das Licht der Göttlichkeit ist beständig, unveränderlich, ist immer frisch, ist immer neu. Es gibt keine Zersetzung oder Zerfall, es ist immer brandneu. Es ist auf so viele Weisen beschrieben, es ist feiner als das Feinste. Wenn wir auf unserer spirituellen Reise weitergehen, muss das Wesen des Geistes verfeinert werden. Die krasse Verstrickung mit der Welt des Konsums, des Begehrens, der Sinnesbefriedigung muss hinter euch bleiben. Ihr müsst euren Geist im Lauf eures Lebens allmählich von diesen Impulsen lösen, damit er feinsinnig und verfeinert werden kann. Je feiner euer Geist wird, desto mehr können das unbeschreiblich feine Licht und die Energie des Selbst euer Leben durchdringen. Sagt nicht, dass ihr es verstehen könnt, weil ihr es nicht könnt, aber es strahlt durch euer ganzes Wesen und ihr könnt erkennen, dass das eure wahre Identität ist.

Innerhalb der Anforderungen der drei Gunas, die uns zwingen, wach zu sein, zu schlafen und zu träumen, haben wir auch die Möglichkeit, unseren freien Willen, der uns Gott gegeben hat, auszuüben. Wir steuern diesen freien Willen langsam von den Verstrickungen mit der Welt fort. Auch das ist ein völlig natürlicher Vorgang, der automatisch geschehen wird. Freut euch für alle in der Welt, weil sie in ihrem Leben die Gelegenheit haben, Gott zu entdecken, denn ihr Leiden bedeutet, dass es sie zum Göttlichen Bewusstsein zurückbringt.

Frage: Warum ist Mahamaya dem Absoluten am nächsten?
Es verschleiert. Wegen Mahamaya können wir das Wesen Gottes nicht sehen. Die Manifestation, die Erscheinungsform des Universums ist Mahamaya. Du kannst die Manifestation sehen, aber nicht das Absolute.

Frage: Was bedeutet der mittlere Balken (zwischen oberer und unterer Kurve)?
Das ist der Schnittpunkt des Wachzustandes und des Tiefschlafes. Der Geist ist dort, wo sie zusammenkommen.

Es gibt so viel zu verstehen. Wenn ihr im Traumzustand seid, nehmt ihr diese Wirklichkeit als ganz real wahr. Ein Traum kann sich so wirklich anfühlen wie der Wachzustand. Und doch, wenn ihr wieder in den Zustand, den wir Wachsein nennen, zurückkehrt, denkt ihr: „oh, das war bloss ein Traum, das war gar nicht real“. Das Einzige, das sich nicht verändert hat, wart ihr. Ich bin der Darsteller in meinem Traum.

Satsang & Videos

2019-10-24T20:49:26+02:009. August 2016|

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