Selbstloser Dienst und Karma

Guru Sri Subramanium spricht über die Hintergründe unseres Karmas und wie wir dieses Karma durch selbstlosen Dienst an Gott in der gesamten Schöpfung abbezahlen können. Aus einem spirituellen Seminar in Kiental, Schweiz, 2002.

Liebe wird dein Karma auslöschen

Wenn ihr euer Karma wirklich auslöschen möchtet, müsst ihr enorme Liebe haben. Und nicht dauernd über eure Schulter schauen und sagen: „Jetzt bezahle ich gerade mein Karma, ich löse alle meine Schwierigkeiten.“ Du lieber Himmel, wenn alle von euch den Hintergrund ihres Karmas sehen könnten, könntet ihr nicht mal mehr schlafen. Ihr wärt schon zu Tode verängstigt, wenn ihr nur eure Augen schliessen würdet.

Könnt ihr euch die verschiedenen Entwicklungsstufen, die ihr durchlaufen habt, vorstellen, um die zu sein, die ihr jetzt seid? Könnt ihr euch die Kraft der Negativität vorstellen auf dem Weg eines Menschen bis zu dem Punkt, an dem er Gott realisiert? Wie viele Lebenszyklen habt ihr durchlaufen, um in die Lage zu kommen, überhaupt darüber entscheiden zu können, über Karma zu sprechen?

Wenn ihr eine Katze beobachtet, die eine Maus gefangen hat und mit den Pfoten mit ihr spielt, das ist, was ihr auch gemacht habt. Ihr habt die Maus herumgerollt und sie lange Zeit nicht gegessen. Erst dann habt ihr sie getötet, ihr habt sie zermalmt und heute denkt ihr „autsch, das muss dem Tier weh getan haben“. Jetzt fühlt ihr es, aber damals ging es um euer Überleben. Ihr seid jetzt ausserordentlich kultiviert, um sagen zu können: „ Ich würde solche Sachen nicht tun“. Aber es gibt heute Leute auf der Welt, die euch einfach – zack – den Kopf abschneiden würden, für nichts. Das ist deren Art zu denken.

Der Mensch entwickelt sich in verschiedenen Stufen. Ihr erreicht jetzt langsam ein Stadium des Feingefühls. Diese Kultur, mit der ihr euch auseinandersetzen müsst, ist nicht über Nacht entstanden. Es hat viel Zeit gebraucht, bis ihr die Auswirkung von Gewalt auf egal welches Lebewesen gespürt habt. Und auch jetzt noch seid ihr bereit, gewisse Abstufungen hinzunehmen. Ihr habt nicht das Gefühl, dass alles, was einem Lebewesen angetan wird, für euch ein Greuel ist.

Nun wächst langsam eure Empfindsamkeit, weil sich eure Beziehung zu Gott entwickelt und so mögt ihr keine Aggression gegenüber keinem Lebewesen mehr und ihr sagt zu euch: „Ich möchte mit keiner Form des Tötens etwas zu tun haben.“

Im Leben eines Menschen müssen viele Veränderungen stattgefunden haben, um Gott kennen zu lernen. Ihr müsst euch so sehr verfeinern, dass ihr die Beschaffenheit von allem Lebenden spüren könnt und wie sehr es wirklich in anderen existiert. Ihr müsst mit allem in der Natur auf verschiedenen Bewusstseinsebenen in Beziehung treten, um Gott zu erkennen, indem ihr euch bewusst seid, dass sogar die kleinste Mikrobe sich entwickelt, um Gott zu entdecken, und dass ihr selbst diese Mikrobe in ihrer Entwicklung unterstützt.

Verbessere deine Einstellung zur Natur

Der Mensch beginnt, seine Einstellung gegenüber der Natur zu verändern, gegenüber den Bäumen, den Bergen, den Flüssen, den Blumen, den Pflanzen, den Vögeln, den Bienen – kein einziges Lebewesen sollte aus eurem Bewusstsein verdrängt werden, denn ihr seid in einer privilegierten Position, diesen Punkt erreicht zu haben, an dem euch euer Karma befähigt, anderen beizustehen, ihr Wesen zu entfalten und sich spirituell zu entwickeln.

Ihr müsst immer zu euch sagen: „Ich habe eine solch ausserordentliche Erfahrung von Liebe gemacht, ich habe Gott kennengelernt und ich möchte das für alle von euch, für all die Dinge auf der Welt, die mich umgeben, ich möchte ihnen beistehen, um Gott zu entdecken.“

Im Sonnengesang, den ihr für den heiligen Franz von Assisi singt, geht es darum, Gott in seiner Schöpfung zu preisen. Ihr übersteigt dabei alle Grenzen, um Gott zu preisen und um zu realisieren, dass ihr nun da seid, nachdem ihr euch für euren Teil als Mensch weit entwickelt habt, um anderen Lebewesen beizustehen und zu helfen, damit sie das Ziel der Göttlichkeit erreichen können.

Das Bewusstsein für diesen Beistand werdet ihr entwickeln, anstatt euren Schmerz und eure Freude oder Unannehmlichkeit zu messen. Dass es darum geht, jedem Lebewesen, das ihr in eurem Leben antrefft, auf seinem Weg zur Entwicklung zu helfen.

Spiritualität bedeutet, in jedem Moment Gott zu dienen

Spiritualität bedeutet für mich die Gelegenheit, zu jedem gegebenen Zeitpunkt Gott zu dienen. Ich möchte dienen und euch lehren zu dienen. Durch diesen Dienst könnt ihr automatisch euer Karma bezahlen, ohne dabei zu kalkulieren wie.

Während vielen Lebenszyklen habt ihr getötet, habt verletzt, habt betrogen, ihr habt so viele Dinge getan, wie alle von uns. Wenn ihr also die Gelegenheit erhaltet, ein Leben verbessern zu können, indem ihr ihm helft, sich in Richtung Gott zu wenden, dann müsst ihr diese Gelegenheit sofort ergreifen.

Glaubt nicht, dass ihr immer „ich und meins“ sagen könnt. Es gibt einen sehr viel weiteren Anwendungs-Horizont euers Dienstes an Gott in der Schöpfung: das ist erhöhte Bewusstheit und Aufmerksamkeit gegenüber Gott. Wenn ihr euch jemals spirituell entwickeln möchtet, dann fühlt den Hunger anderer, fühlt die Heimatlosigkeit anderer, tut, was immer ihr könnt in eurem Leben, um ihnen zu helfen! Das ist der Weg zu Gott.

Euer Karma ist dazu da, dass ihr euch mit anderen Lebewesen identifiziert. Ihr könnt ihnen helfen. Fühlt den Schmerz und die Pein, dann werdet ihr eine Lösung finden wollen, wenn jemand etwas nicht bewältigen kann. Das Göttliche wird euch die Lösung geben. Das ist unsere Art zu denken, uns zu fragen, wie wir jemandem anderen helfen können Gott zu entdecken.

Ihr werdet dabei eine enorme Sensibilität entwickeln, den nagenden Hunger von jemandem in euch zu spüren, bevor diese Person auch nur gesagt hat, dass er oder sie hungrig ist. Zu spüren, dass jemand nicht in der Lage ist, sein Leben zu bewältigen, so dass ihr ihm die Hand zur Hilfe reichen werdet. Dann wartet ihr nicht, bis ihr gefragt werdet. Das ist Spiritualität.

Es gibt ein wunderschönes Lied, aber ich kann es hier nicht singen, weil ihr es nicht verstehen könntet. Aber es lautet: Als ich hungrig war, besuchte ich meinen Sohn. Und mein Sohn sah mich an, er war ein sehr wohlhabender Mensch, und er sagte: Warte hier. Er wies seine Mutter an, dort auf den Stufen zu warten, weil er nicht wollte, dass sie in sein Haus kommt, weil er sehr wohlhabend war. Und so ging er in die Speisekammer und mass eine Einheit Reis ab und sagte: „Mutter, hier ist ein Mass Reis für dich. Geh und koche ihn und esse ihn.“ Und die Mutter sah den Sohn an und sagte: „Mein Sohn, ich bin wirklich erstaunt, dass du sogar so weit gegangen bist, mir den Reis abzumessen. Kannst du dich daran erinnern, dass ich deine Milch abgemessen habe, die ich dir gab, als du klein warst?“

Das ist das Mass des Denkens, dass der Mensch überschreiten muss. Enorme Liebe und Mitgefühl müsst ihr haben und nicht alles abwägen. Das ist die Veränderung die ich in eurem Leben möchte, dass ihr nicht alles abmesst und sagt: „Es ist sehr wichtig, dass ich dir dies gebe und du mir dafür das.“ Nein! Das Mass der Liebe ist viel grösser als das Mass, das diese Mutter von einem Menschen bekam. Denn ihr alle könnt durch viele Lebenszyklen hindurch Mütter, Väter, Brüder und Schwestern gewesen sein.

Das ist, was für das Karma wichtig ist. Ihr sollt nichts abmessen, sondern abwägen, wieviel Unrecht ihr schon gegenüber dem Leben und der Natur begangen habt. Und erinnert euch jederzeit: Ich stehe in der Schuld der Natur.

Ich liebe es, in die Schweiz zu reisen. Aber bevor ich diesmal in die Schweiz gereist bin, habe ich gemerkt, dass ich vergessen hatte, meine wundervollen wilden Vögel zu füttern. Den ganzen Winter hindurch kommen sie auf meinen Balkon oder aufs Dach, ganz, ganz viele! Wenn ich mich verspäte, füttert Swami sie und wenn Swami es auch nicht macht, dann picken sie an die Scheibe. Es sind so viele und sie sagen zu mir: „Ich habe viele Junge zu füttern, vergiss mich nicht!“. Ihr müsst immer daran denken, dass die Dinge, die euch umgeben, nicht einfach Sachen sind, die ohne eure Hilfe überleben müssen. Ihr müsst helfen. Ihr müsst eurer Karma auf verschiedenste Weise abzahlen. Denn ihr habt, wie auch ich, in der Vergangenheit getötet und wir müssen unsere Schulden bezahlen.

Stellt euch nicht auf einen Sockel und denkt, dass ihr so kultiviert seid und dass ihr euch so weit entwickelt habt, dass ihr die Natur ignorieren könnt. Das ist der grösste Fehler, den ein Mensch begehen kann. Auf irgendeine Art müsst ihr euer Karma bezahlen. Wann immer ihr eine Gelegenheit dazu habt, solltet ihr Leben retten, weil ihr Leben genommen habt. Und stellt euch vor, wie viele Lebenszyklen ihr durchlaufen habt und wieviele Leben ihr zerstört habt. Aber jetzt, wo ihr schon viel eures Karmas bezahlt habt, seid ihr erleuchtet genug, um Gott zu wollen.

Teilt alles mit dem Leben. Schliesst nichts dabei aus. Teilt mit jedem Lebewesen, das euch begegnet und reicht jedem die Hand, der auf seine Art blind ist. Und wenn ich das Wort „blind“ benutze, meine ich: Wie viele Menschen können eigentlich sehen? Wie viele Menschen sehen klar, was sie in ihrem Leben erreichen wollen? Sie leben in Ignoranz. Und ihr habt euch entwickelt und sehnt euch nach Gott, also ist es Zeit, dass ihr beginnt, klar zu sehen, wohin ihr in eurem Leben gehen wollt und was ihr tun wollt. Wenn euch überhaupt eine spirituelle Rolle vorgesehen ist, dann müsst ihr bereit sein, Gott in allem Leben zu dienen.

Liebt – liebt alles, was euch in eurem Leben begegnet. Ihr wollt euer Karma bezahlen? Wenn ihr ein bisschen Schmerz fühlt, dann rennt nicht gleich und schluckt eine ganze Flasche Paracetamol. Lasst den Schmerz ein wenig sein, er wird euch gut tun.

Leide mir entgegen, sagt Christus. Durch euer Leiden könnt ihr mich finden. Glaubt ihr denn, dass Christus’ Leiden umsonst war? Christus’ Leiden hatte den einzigen Grund, die karmischen Schulden derer, die an Ihn glaubten, zu bezahlen. Schiebt den Gedanken nicht beiseite, und selbst Er kam in seinem Leiden an einen Punkt, an dem Er bat: „Herr, wenn es Dein Wille ist, dann lass diesen Kelch an mir vorüber gehen, nimm’ Du, mein Gott, diese immense Schuld auf Dich, die ich bezahlen muss“. Aber der allmächtige Gott antwortete: „Nein, Du musst die heiligen Schriften erfüllen, Du musst tun, wie Dir geheissen wurde und das Karma bezahlen.“ Und so wurde Er gekreuzigt.

Viele Menschen möchten ihr Karma einfach weg haben und es sich sehr leicht machen. Aber wenn ihr euren Hintergrund kennen würdet, würdet ihr den Grund erkennen, warum ihr Gott momentan nicht seht. Also sorgt euch nicht, es ist eine Frage der Zeit. Durch Geduld, Hartnäckigkeit und Opferbereitschaft und dem Dienst am Leben werdet ihr Gott entdecken.

Guru Sri Subramanium

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2020-04-04T15:52:55+02:004. April 2020|

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